Stele

Als das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte, wurden alle, die in die Attentatspläne eingeweiht worden waren, gnadenlos verfolgt. Dazu gehörte Albrecht Haushofer, Hochschullehrer in Berlin, der sich noch in seine bayerische Heimat absetzen konnte, um hier unterzutauchen in die Nähe des Hartschimmelhofs auf dem Höhenrücken zwischen Andechs und Pähl, dem Sitz seiner Familie.

Das benachbarte Klostergut Kerschlach, das damals von den Tutzinger Missions-Benediktinerinnen betrieben wurde, war die erste Anlaufstation, wo er aufgenommen wurde. Da es im Klostergut bald zu gefährlich war, baten die Schwestern den jungen Arzt Dr. Martin Otto, ihn zu verstecken. Otto arbeitete im Lazarett des Klosters und wohnte in Machtlfing bei seinem Vater, einem von den Nationalsozialisten entlassenen Lehrer. Der tiefgläubige Arzt und seine junge Frau Elisabeth zögerten keinen Moment, den Gesuchten in ihrer Wohnung, vor allem aber in einem Stadel nahe Machtlfing und sogar auf dem Kirchturm zu verstecken.

Unterstützt wurden sie von einem Machtlfinger Netzwerk, das sich um Albrecht Haushofer kümmerte. Dieses Netzwerk scheint vor allem aus Mitgliedern des Kirchenchores bestanden zu haben, den Elisabeth Otto, eine ehemalige Lehrerin, leitete. Auch Pfarrer Enzensberger muss eingeweiht gewesen sein. Alle halfen sie selbstlos und versorgten den Gesuchten mit dem, was er brauchte. Bald spürten sie aber, dass sie beobachtet wurden, weil Gerüchte auftauchten. Sie wussten, dass sie ihr Leben riskierten.

Zum Anwesen Popp gehörte nämlich noch ein Stadel nahe Machtlfing, nicht weit von Kerschlach und dem Hartschimmelhof entfernt. Dort hielt sich der Gesuchte meistens versteckt. Er konnte so rechtzeitig gewarnt werden, dass er gerade noch entkommen konnte. Die junge Familie Otto, deren Vater und Schwester Symphorosa vom Klostergut Kerschlach wurden verhaftet und ins Gefängnis nach Weilheim gebracht. Dr. Otto kam später ins KZ Dachau, Schwester Symphorosa und Elisabeth Otto verlegte man in die Gestapozentrale München. Dr. Otto und Schwester Symphorosa kamen erst kurz vor Kriegsende körperlich und seelisch zerbrochen heim.

Albrecht Haushofer schlug sich nachts zu Fuß auf einen Bauernhof bei Garmisch durch. Dort spürte ihn die Gestapo am 7. Dezember 1944 auf, verhaftete ihn wie auch auch die Bäuerin, die ihn versteckt und versorgt hatte. Er wurde gefangen nach Berlin verbracht und wusste, dass er die Heimat und die geliebten Berge nie mehr sehen würde. In den letzten Tagen des Krieges wurde er von einem SS-Kommando in der Nacht vom 22. auf den 23. April 1945 erschossen.

Schwester Symphorosa, Dr. Martin Otto und seine Frau Elisabeth haben monatelang Einzelhaft, Verhöre und KZ-Haft erlitten und dabei ihre Gesundheit eingebüßt. In dieser ganzen Zeit wussten sie nicht, ob sie ihren Einsatz mit ihrem Leben bezahlen müssen. Sie und ihr Mut und Opfer sind in Machtlfing nicht vergessen aber auch die Reihe derjenigen nicht, die sich selbstlos für einen hilfsbedürftigen Flüchtenden einsetzten.

Albrecht Haushofer

Von Toni Aigner

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Am 18. September 1944 war der Schicksalstag derjenigen, die sich für Albrecht Haushofer opferten. Johann Sontheim, der damals siebzehn Jahre alt war, erinnert sich gut an diesen Tag, weil er zwei Wochen später zum Militärdienst eingezogen wurde. Beim Milchtransport zum Bahnhof Feldafing wurde sein Fuhrwerk an einer Straßensperre beim Popp-Hof am südlichen Ortseingang Machtlfings von einem SS-Kommando festgehalten und genauestens durchsucht. Die Soldaten waren auf der Suche nach Haushofer. Im Stadel und Haus des Popp-Hofes stellten sie alles auf den Kopf. Sie mussten einen Hinweis bekommen haben, schienen aber den Stadel zu verwechseln.

Stadel bei Machtlfing

Machtlfinger Kirchturm